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Der moderne Schulranzen hat sich – historisch betrachtet – aus einem „Soldatenrucksack“, dem sogenannten Tornister, entwickelt. So kommt es, dass Kinderschulranzen auch heute noch als „Kindertornister“ bezeichnet werden. Allerdings haben die modernen Modelle weder optisch noch ergonomisch viel mit ihren Vorläufern gemeinsam. Bis heute gehalten hat sich bei einigen Schultaschen jedoch die charakteristische Tornisterform. Wir nehmen Sie mit auf eine spannende Zeitreise, stellen Ihnen die Entwicklung vom militärischen Marschgepäck hin zum modernen Kindertornister genauer vor und erklären Ihnen worauf Sie beim Kauf besonders achten sollten.
Der moderne Tornister – Ein historischer Rückblick
Einst wurde der Tornister für militärische Zwecke entwickelt und ab dem Jahr 1895 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs millionenfach für Armeen in der ganzen Welt produziert. Damals handelte es sich beim „Soldatenrucksack“ um ein einfaches, rechteckiges Holzgestell, das mit Fell oder Segeltuch umspannt war. Seine praktische Form und ausgezeichnete Stabilität machten den Tornister zum idealen Beförderungsmittel im militärischen Bereich. Soldaten konnten darin Ersatzstiefel, Wäsche, Essensgeschirr, Proviant und auch Munition unterbringen und bequem transportieren. Im Deckel gab es viele kleine Staufächer und außen weitere Befestigungsmöglichkeiten. Seine hohe Funktionalität mag einer der Gründe gewesen sein, weshalb der Tornister schließlich zum Prototyp für moderne Schulranzen wurde.

Vom Soldatenrucksack zum Kindertornister
Als im Jahr 1919 in Deutschland die Schulpflicht eingeführt und gesetzlich verankert wurde, brauchten die Kinder ein geeignetes Transportmittel für die teuren und damals besonders wertvollen Schulmaterialien, zumal die Schulwege oft lang waren. Da der Soldatentornister sich bereits bewährt hatte, hielt man beim Kindertornister zunächst an der klassischen Bauweise fest. Als Vorläufer der Schultasche erfüllte er – nach damaliger Ansicht – perfekt seinen Zweck. In den 1960er Jahren verschwand der Kindertornister zunächst, weil die Schultasche aus Leinen oder Leder in Mode kam. Die neue Schultaschen erwiesen sich zwar als robust, strapazierfähig und witterungsbeständig, doch auf Grund ihres Gewichts bot sie dem Schulkind keinerlei Tragekomfort. Auch der Stauraum war begrenzt.

Die Neuauflage des Kindertornister in den 1970er-Jahren
Eine neue Schulranzen-Ära begann schließlich im Jahr 1975, als die Firma Sternjakob das erste Scout-Modell auf den Markt brachte. Der erste Scout-Schulranzen wies die gleiche eckige Form auf, wie der Soldaten- und Kindertornister von einst. Er bot eine Menge Platz in seinem Inneren. Als großer Vorteil erwies sich, dass Hefte und Bücher hochkant hineinpassten. Der moderne Tornister war allerdings knallig bunt und wesentlich leichter als sein Vorgänger, da bei der Herstellung neue Materialien aus Kunststoff verwendet wurden. Der Kindertornister von Scout hatte einen stabilen Innenkern aus Pappe und eine schützende Außenschicht aus Polyester. Schon der erste Scout war außen fluoreszierend und die Verschlüsse hatten reflektierende Katzenaugen. Es gab ihn in den Farben Rot, Blau, Gelb und Grün.
Der Kindertornister entwickelt sich weiter
Ergonomie, Tragekomfort, Sicherheit – diese Aspekte standen bei den ersten Scout-Modellen im Fokus. Diese Punkte stellen auch die bedeutendste Weiterentwicklung im Vergleich zu den Kindertornistern vergangener Tage dar. Die Schulranzen DIN-Norm 58124, die im Jahr 1990 eingeführt wurde, stellt eine weitere wichtige Zäsur in der Geschichte des modernen Schulranzens dar. Sie regelt die Gebrauchs- und Verkehrstauglichkeit der Schulranzenmodelle. Wichtige Kriterien und Bewertungspunkte sind dabei die Stabilität, das Gewicht, das Ergonomie-Konzept und dessen Umsetzung, die Wasserdichtheit und die Sicherheitsausstattung der Ranzen. Seit den 1990er Jahren bereichern immer mehr neue Hersteller den Markt und bieten immer innovativere Schultaschen für jeden Geschmack und jedes individuelle Bedürfnis an.

Kindertornister oder Schulrucksack – Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Schultasche
Erstmals konnten Schulanfänger im Jahr 2010 mit einem neuentwickelten, ergonomischen Schulrucksack in die Schule starten. Die Hersteller hatten den Wanderrucksack als Vorbild für ihr ergonomisches Konzept genommen. Das Ergebnis war ein besonders leichter Ranzen mit ausreichend Stauraum für Bücher, Hefte und Schulzubehör. Durch einen breiten Beckengurt und höhenverstellbaren Brustgurt sollte das Gewicht von den Kinderschultern weg auf die stabile Körpermitte verlagert werden. Gute Sichtbarkeit im Straßenverkehr war gewährleistet durch retro-reflektierende Flächen und die Verwendung fluoreszierender Materialien. Das damals neue Ergonomie-Konzept wird seither bei der Entwicklung moderner Kindertornister bedacht, innovativ umgesetzt, stetig verbessert und weiterentwickelt.
Das zeichnet moderne Schulranzen aus
Die Schulranzen DIN-Norm 58124 gibt Eltern wichtige Anhaltspunkte, wenn es um Qualität, Funktionalität, Sicherheit und Ergonomie geht. Man sollte sie jedoch nicht überbewerten, sondern nur der Orientierung dienen. Eltern sollten beim Ranzen-Kauf allerdings darauf achten, dass der Kindertornister die folgenden Kriterien erfüllt:
Ergonomisches Tragesystem
Damit moderne Tornister für die Grundschule oder die weiterführende Schule möglichst lang im Einsatz sein können, sollte das Tragesystem „mitwachsend“ sein und sich auf die jeweilige Körpergröße des Schülers oder der Schülerin einstellen lassen. Die Schultergurte müssen deswegen breit, weich gepolstert und ergonomisch geformt sein, ebenso das Rückenteil. Für eine gute Gewichtsverteilung ist ein höhenverstellbarer Brustgurt und eine möglichst breite Beckenflosse unerlässlich. Das entlastet Kinderschultern und den Rücken, da das Gewicht des Ranzens auf die belastbarere Körpermitte verlagert wird. Viele Hersteller gestalten den Beckengurt so, dass man ihn bei Bedarf abnehmen kann.
Gewicht
Auch das Gewicht des Schulranzens nimmt Einfluss auf die Ergonomie und den Tragekomfort. Das Eigengewicht sollte möglichst gering sein, dennoch sollte das Ranzenmodell natürlich großzügigen Stauraum bieten.

Sicherheit
Egal ob Erst- oder Fünftklässler – jedes Kind, das sich im Straßenverkehr als Fußgänger oder Radfahrer bewegt, läuft Gefahr, von anderen Verkehrsteilnehmern schlichtweg übersehen zu werden. Moderne Tornister sind deshalb mit großen retroreflektierenden Flächen an den sichtbaren Seiten ausgestattet. Zusätzlich kann man Reflektoren und andere Lichterzeuger außen am Schulranzen anbringen, die die Sichtbarkeit verbessern. Bessere Sichtbarkeit bedeutet mehr Sicherheit.
Funktionalität
Damit Abc-Schützen sich leichter zurechtfinden, ist es ratsam, ein Ranzenmodell zu wählen, das eine übersichtliche Innenfachaufteilung bietet. Auf diese Weise fällt es gerade den Kleinen leichter, Ordnung zu halten, denn gute Organisation ist das A und O für den Schulalltag. Auch ältere Schüler ab der fünften Klasse profitieren von einer gut strukturierten Fächereinteilung.
Wasserdichtheit
Moderne Schulranzen sind aus stark wasserabweisenden oder ganz und gar wasserdichten Materialien angefertigt, sodass auch widrige Witterungsbedingungen den Schulsachen in der Tasche nichts anhaben können.
Stabilität und Standfestigkeit
Schulrucksäcke und Ranzen, die bei jeder Gelegenheit umkippen, sind eine heikle Sache. Sie werden schnell schmutzig, sehen bald nicht mehr schön aus und schlimmstenfalls werden sogar die Schulmaterialien schmutzig oder nass. Achten Sie als Eltern darauf, dass das Modell eine feste Bodenwanne aufweist. Diese hält Dreck ab und sorgt für Stabilität.
Nachhaltigkeit
Für viele Menschen zum Glück ein wichtiges Thema! Ausnahmslos alle Hersteller von qualitativ hochwertigen Schultaschen achten darauf und finden immer neue Möglichkeiten und Wege dies umzusetzen. Neben einer klimaneutralen, umweltschonenden Produktion nutzen immer mehr Hersteller auch recycelte Rohstoffe für die Herstellung.
Die Entwicklung des Tornisters – eine Erfolgsgeschichte
Die spannende Entwicklung des modernen Tornisters bleibt nicht stehen, sondern schreitet immer weiter fort. Fest steht aber, dass Kinder heute schon von den hohen Standards in Punkto Ergonomie und Sicherheit im Straßenverkehr profitieren. Ergonomische Schulrucksäcke schützen den Kinderrücken geschont und entlasten ihn. In diesem Sinn sollte die Geschichte des Kindertornisters auch gerne fortgeschrieben werden.